"Verzaubert" Märchen und andere Geschichten

so lautet der Titel einer Gemeinschaftsausstellung mit Bildern und Objekten in der Villa Berberich, Bad Säckingen vom 17.2. - 17.3.2024, die von Ellen Mosbacher, Elena Romanzin und Marga Golz organisiert wird. 

Diese thematische Ausstellung soll vor allem auch ein junges Publikum ansprechen. Daher werden zu den Werken Geschichten erzählt. Einige davon kennt jede/r, viele Märchen sind aus der Kindheit bekannt. Doch etliche Geschichten entstanden neu. Es ist immer eine Freude, wenn einem vorgelesen wird!

 

Die Puppe  von Marga Golz

Weit abgelegen im fernen Ozean in der Nähe zu Chinas Küste lag eine kleine Insel. Dort befand sich das Königreich der Putieterinnen. Dieser Name stammt aus ferne Vergangenheit, als sie noch vorwiegend Hühner gezüchtet hatten, die sie anlockten mit zartem Geschnatter wie „Put, Put, Put!“ Mittlerweile waren aus ihren winzigen Dorfgemeinschaften, die nicht selten nur 3 Familien umfassten, Städte geworden in denen tausende Familien zusammenlebten. Nachdem immer zwei 2 Königinnen die Stadt gemeinsam gerecht und weise regiert hatten, folgte eine einzige unfassbar schöne Dame auf den Tron. Doch sie war böse und launisch. Zunächst verbot sie den Bewohnern das Singen von Liedern, dann das Erzählen von Geschichten und zuletzt obendrein das Spielen. Da waren vor allem die Kinder sehr traurig, denn diese Dinge fehlten ihnen so sehr! Als schließlich sogar alle Spielsachen im Reich verschwanden, vergaßen Groß und Klein, dass es jemals eine fröhliche Zeit voller Gesang und Spaß gegeben hatte. Das Land verfiel in Starre und Langeweile.

Doch eines Tages fand ein kleines Mädchen im Keller ihres Wohnhauses eine alte Blechkiste. Quietschend vermochte sie die rostigen Riegel zu öffnen und blickte neugierig ins Innere der Schachtel. Darin saß auf dem Boden eine Gliederpuppe aus Holz: ohne Kleidung, ohne Haare mit ernstem Gesichtsausdruck. „Wer bist du?“ fragte das Mädchen, dass so etwas noch nie gesehen hatte. „Ich bin eine Puppe und heiße Put“, antwortete die kleine Gestalt leise mit ernsthafter Stimme. „So lange lag ich ganz allein und traurig in der dunklen Kiste“. „Was ist denn eine Puppe? Und darf ich dich anfassen?“ fragte das Mädchen. „Eine Puppe ist zum Spielen da. Ja, bitte, spiel mit mir!“ antwortete die Puppe. „Aber wie geht denn spielen?“ fragte das Mädchen. „Das kenn ich gar nicht.“  „Nimm mich in deine Arme, wiege mich, dann stell dir etwas vor und alles wird so sein wie du es dir wünscht!“ antwortete die Puppe Put. Da nahm die Kleine die Puppe in Empfang und stellte sich vor wie sie prächtige Gewänder trug, sogar eine kleine Wollmütze und Schuhe. Das alles erzählte sie der Puppe und noch mehr. Mit einem Mal fiel ihr ja so viel ein! Und da war plötzlich eine Melodie in ihrem Herzen. EIn kleines Lied fand schließlich den Weg nach draußen. Das klang ganz lieblich aus ihrem Mund. Sie sang für Put. Es folgten weitere Lieder und weitere Geschichten, die sie zusammen mit Put erlebte und die sie dann Freundinnen und Freunden erzählte. Ihre Familie und andere Bewohner hörten ihr gerne zu wollten immer mehr davon hören. Die Kunde der Geschichtenerzählerin mit der Puppe verbreitete sich rasend schnell und fand zahlreiche Nachahmer.  Schließlich schnitzten Handwerker weitere Puppen, damit auch andere Kinder ein hölzernes Spielgefährt hatten. Und sie fertigten nicht nur Puppen, sondern ebenso Pferdchen, Hühner, Wagen, Schiffe, Kugeln, Bauklötze…. Eigentlich alles, was die kleinen Herzen im Königreich begehrten. Lächeln und Freude von Groß und Klein erfüllte die Städte. Die alte Regentin hatte mittlerweile all ihre Reize eingebüßt. Durch die Fröhlichkeit, die Lieder und Geschichten der Bewohner war schließlich ihre Macht gebrochen. 

 

 

Der grüne Frosch  von Marga Golz

„Mir ist so schwer ums Herz!“ sagte ein kleiner grüner Porzellanfrosch, der mit anderen Fröschen auf der Gartenmauer saß, die dort aufgereiht waren, um die Mauer zu schmücken. „Wie kann dir dein Herz schwer sein? Du hast doch gar keins!“ lachten ihn die anderen aus.

„Wie könnt ihr das denn wissen? Ich bin unglücklich verliebt!“ antwortete der Grüne und verfärbte sich leicht rot. „Meine Liebste hat mich verlassen und nun ist sie weit fort.“

„Haha, haha, du dummer Jammerlappen“, sagte der Froschkönig mit der Halskrause, der direkt neben ihm auf einer großen Kugel thronte. „Es gibt doch noch andere Frösche wie Sand am Meer. Such dir einen neuen aus.“

„Das geht nicht, ich liebe sie so sehr“, weinte der grüne Kleine und klammerte sich voller Verzweiflung an seine Kugel. „Sie brach mir mein Herz. Ich vermag sie einfach nicht zu vergessen!“

„Sie kann dein Herz nicht gebrochen haben, du Looser“, lachte ihn sein Nachbar mit arroganter Miene aus. „Schon vergessen: Du hast ja kein Herz.“ Und er lachte und lachte in einem fort, bis er vor lauter Lachen von seiner Kugel herunterfiel und sich den Fuß brach. „Aua!“ stöhnte er „das tut jetzt aber weh!“

„Hochmut kommt vor dem Fall…so sagt man“,  merkte der Grüne an. „Aber ich habe doch ein Herz und deshalb helfe ich Dir. Komme, ich bette dich sanft in deine zersprungene Kugel. Da liegst du geschützt wie ein Baby in der Eierschale!“ Sprachs und half dem Kollegen. Doch siehe da: Indem er ihm beistand, fühlte er sein kleines Herz mit einem Mal viel leichter werden.