Raumbilder
Frei und unabhängig von anderen Institutionen zu arbeiten, bestimmte den Konzeptansatz.der Künstlergruppe H´ART. Dieser Ansatz wurde von den Künstlern vorrangig in Gebäuden verwirklicht, die in
naher Zukunft neu saniert bzw. abgerissen werden sollten. Als künstlerische Ausdruckmittel dienten: Aktion, Malerei, Installation, Plastik, Foto und Video. Die Gruppe nutzte ehemalige
Fabrikgebäude für außergewöhnliche Ausstellungsprojekte. Wie auch andere H´ART – Künstler installierte ich erlebbare Raumbilder. Mich interessierte vor allem das Thema „Mensch und
industrielle Entwicklung“. Ich versuche mir, die Anfänge des Maschinenzeitalters vorzustellen, mich in diese Vergangenheit hineinzubegeben. Zwei Weltkriege, Wirtschaftskrisen, politische und
menschliche Katastrophen haben sich seit Beginn des 19 Jh. ereignet. Mensch, Rationalisierung, das Streben nach Schönheit (Schönheit, wie auch immer definiert) im Spannungsfeld der Zeit,
diese Aspekte setzte ich kreativ um. Barbiepuppen, eingewickelt mit gefundenem Baumwollgarnen wurden zur Installation: „Puppen“. Das daraus resultierende Wortspiel weist zum einen auf den
gefesselten Mensch hin, der in seine jeweilige Zeit eingesponnen und unzähligen Modeströmungen unterworfen ist. Andererseits sollte eshoffnungsvoll über den gegenwärtigen Zustand hinaus weisen:
Aus einer Puppe konnte doch ein Schmetterling zu schlüpfen!
Meine Fotoinstallation „Akt und Maschine“ führte in ihrer widersprüchlichen Kombination des hüllenlosen Menschen mit einem Turbienenrad die menschliche Schutzlosigkeit vor Augen, gepaart mit
unaufdringlicher Grazie und Vollkommenheit des menschlichen Körpers.
Ein Frauenbildnis im Stil der Renaissance, angelehnt an Bottichellis Frühlingsbildnis wurde zum Ausgangspunkt einer Bilderserie „Zeitenwende“. Michelangelos David wurde zur Leitfigur der
Männerbildnisse. Mit lebensgroßen figürlichen Darstellungen ließ ich die 20iger, 50iger und 70iger Jahre wieder aufleben, zeigte den idealisierten Menschentypus der jeweiligen Zeit. In Anlehnung
an die digitale Bildbearbeitung per Computer, begann ich das menschliche Abbild aufzurastern. Bildnisse zerfallen in Rechtecke und Quadrate. Übrig bleibt als gemeinsame Basis aller Figuren
letztendlich der Strich.
Die Beschäftigung mit der Zeit spielte in meiner Installation „Spuren“ eine große Rolle. Der Fund von Glasnegativen aus den Anfängen der Fotografie bewegte mich dazu, aus ehemaligen
Fabrikfenstern Leuchttische zubauen. Der Betrachter blickt nicht zum Fenster hinaus, sondern richtet das Augenmerk auf Lichtspuren der Vergangenheit. Portraits tauchen wie aus einem Nebel aus. 3
Nagelbretter, ehemalige Garnrollenhalter der Textilfabrik, arrangierte ich mit Garnrollen und verblassenden Familienfotos zur Installation „Elemente“. Die Kombination dieser Dinge ruft
verschiedene Assoziationen hervor: Mit den Surrealisten der Vergangenheit und Zukunft traf ich meine Aussage: Spulen aller Maschinen vereinigt euch! Es lebe die ros(t)ige Freiheit!
Mit technischen Symbolen und Motiven, beispielsweise Schrauben, Zahnräder, Lochkarten sowie Eieruhren und @Zeichen, gestaltete ich ein „Maschinenbild“ aus gefundenen Pappen, als hängende
Konstruktion zwischen 3 tragende Säulen der Fabrik. Eingeschnittene stilisierte Formen entfalteten ihre eigene Dynamik. Die Wiedergeburt der Eieruhr - ein anachronistisches Symbol der Zeitmessung
im Computerzeitalter - weckte mein ganz besonderes Interesse. Mich beschäftigte der ursprüngliche Bedeutungsgehalt: Der unentwegt rinnende Sand der Uhr gemahnt an Tod und Vergänglichkeit.
Gleichzeitig steht dieses Symbol für Fortschritt und Forscherdrang. Wir wissen nicht, wohin wir gehen. Welche Zeit kommt nach uns? Wohin wird der Mensch bewegen?