Roswitha Frey, Badische Zeitung, 28.2.2013


Geheimnisvolle Bilder

Die Künstlerin Marga Golz zeigt in der Villa Berberich Werke, die zum Entschlüsseln auffordern.
BAD SÄCKINGEN. Eine blonde Frau schwebt schwerelos durch die Lüfte. In diesem fantastischen Bild hat Marga Golz den Traum vom Fliegen festgehalten. Das surreale Gemälde hängt in der am Sonntag eröffneten Ausstellung "Bild-Schön" in der Bad Säckinger Villa Berberich, in der die Malerin 86 Bilder aus 28 Schaffensjahren versammelt hat.
Eine überwältigende Fülle an realen und surrealen Motiven zeigt die in Lörrach lebende Künstlerin auf Einladung des Kunstvereins Hochrhein. "Die Bilder von Marga Golz erfordern Freude am Entschlüsseln", sagte Kunstvereins-Vorsitzende Margit Kugler, die den Vernissagebesuchern die vielfältigen und komplexen Bilder der Künstlerin nahe brachte.

Es sind Bilder, die sich mit dem Frausein in unserer Gesellschaft und dem Wandel des Schönheitsideals beschäftigen. Marga Golz hat symbolkräftige Sinnbilder über den Kreislauf des Lebens, die Liebe, den Abschied, das Phänomen der Zeit, über Träume, Ängste, Sehnsüchte des Menschen geschaffen. Vieles hat enge biografische Bezüge zu ihrem Leben. Die in Kassel, Bangkok und Berlin ausgebildete Künstlerin weiß auf höchstem maltechnischen Niveau mit den Mitteln der Ölmalerei, mit Farbnuancen und Raumillusion umzugehen. Ihre Porträts und Bildnisse sind von bestechender fotorealistischer Präzision. Auch in ihrer kubistischen Werkphase, in der sie Körper, Gesichter, Formen kaleidoskopartig in Facetten auffächert, beweist sie ihr Können.

Die Malerin hat ihre Schau nicht chronologisch, sondern thematisch gegliedert. Im Eingangsraum sind ausdrucksstarke Frauenporträts versammelt; neben einem frühen Selbstporträt auch berührende, einfühlsame Bildnisse der Großmutter Käthe und der Mutter Elli, deren Gesichter Würde, Anmut und Lebendigkeit ausstrahlen. In diesem Raum finden sich auch fotorealistische Arbeiten, die den Zeitgeist der 1980er Jahre einfangen: die selbstbewusste Punkerin mit Nieten und Lederjacke oder die Frau mit geblümter Kittelschürze im Tante Emma-Laden in vergilbten Farbtönen.

Zu den Schlüsselbildern gehört ein nostalgisches Familienbildnis, das in einem zersplitterten Spiegel in Stücke zerbrochen ist: eine Metapher für das Zerfallen familiärer Strukturen und Rollengefüge. In anderen Gemälden thematisiert Golz veränderte Schönheitsklischees von klassischen Skulpturen über Models bis zu in Pixeln und Raster aufgelösten Figuren der virtuellen Welt. Eines der Hauptwerke ist der "Zeitzyklus": In der spannungsvollen Komposition werden Lebensstationen zwischen Geburt und Tod in farbsymbolischen Abstufungen, Spiegelungen und Brechungen aufgefächert.

Stundenlang kann man sich in die vieldeutigen surrealen Gemälde vertiefen, in denen Golz vieles aus Traum, Imagination, Unterbewusstsein und realen Assoziationen verarbeitet. Dabei sind auch Anklänge an René Magritte, den großen belgischen Surrealisten, zu entdecken.

Überhaupt ist Golz eine grandiose Himmels-, Wolken-, Wasser- und Lichtmalerin, wie ihre Himmelsbilder, Luftstücke und die Serie mit reflektierenden Kugeln verraten. Geheimnisvoll wirken im Licht-Schatten-Spiel die Frauenakte hinter transparenten wehenden Vorhängen. Für jeden, der Malerei liebt, ist diese "bildschöne" Ausstellung ein echtes Erlebnis.
Bild-Schön: Zu sehen ist die Ausstellung in der Villa Berberich bis 24. März mittwochs von 17 bis 19 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.