Roswitha Frey, Badische Zeitung, 5.2.2016
Gelungene Integration im "Grand Salon"
Villa Berberich in Bad Säckingen präsentiert Werke von 74 Künstlerinnen und Künstlern, darunter etliche aus dem Kreis Lörrach.
74 Künstlerinnen und Künstler aus 15 Nationen, 109 Werke, sieben Themenräume: Schon die Eckdaten der internationalen Ausstellung "Grand Salon" in der Bad Säckinger Villa Berberich sind
imponierend. Viele der Maler und Bildhauer aus verschiedenen Herkunftsländern sind weit gereist, ihre Lebensgeschichten erzählen von gelungener Integration und regem interkulturellem Austausch.
Kuratorin Elena Romanzin konzipierte die thematisch gegliederten Räume, die ein breites Spektrum an Stilen abdecken: Surrealismus und Symbolismus, Hyperrealismus, Porträt, Genremalerei,
Landschaft, Stillleben, Expressionismus, Expressiv-Abstrahiertes und Ungegenständliches.
Unter den Ausstellenden dieser jurierten Schau sind 16 aus dem Kreis Lörrach, davon elf Mitglieder des Vereins Bildende Kunst Lörrach. So findet sich im Symbolismus-Raum das Ölbild "Trojaner" von
Marga Golz. In illusionistischer Manier hat Golz ein hölzernes Pferd auf einem vierrädrigen Holzbrett gemalt, das auf einem Stapel zerbrochener Holzstücke steht, wobei auch echte Holzstücke in
die Malerei integriert sind. Durch den Körper des Pferdes geht ein Riss, es droht auseinanderzubrechen, auch die Figur des Reiters ist herausgerissen.
Vieldeutig interpretierbar sind die surrealen Bilder von Thomas Bossert. Figuren, Naturformen, Pflanzengebilde, Köpfe, Tiergestalten fügen sich zu fiktiven Bildwelten zusammen, in denen vieles
aus Magisch-Fantastischem gespeist ist. Unter den Landschaften fällt der großformatige "Olivenhain" von Eloisa Florido Navarro auf. Atmosphärisch in warmen Erdtönen, mit Pigmenten, Asche und
Kohlelinien, leicht verwischt in den Konturen, heben sich die Olivenbäume über rotbrauner erdiger Fläche ab. In Grau-Weiß-Schwarz-Tönen gehalten ist Peter Loretans in der Bildsprache sehr
ungewöhnliche Gebirgslandschaft "Grandes Jorasses". Von der elementaren Kraft des Meeres fasziniert ist Insa Hoffmann, von der zwei Impressionen "Möwen am Strand" zu sehen sind. Die
heranrollenden Wellen, das aufgewühlte Meer, die Brandung, die Möwen im Flug sind in der dynamischen Bewegung eingefangen.
Stark abstrahiert als Strukturlandschaft erscheint die "Morgendämmerung" von Bettina Zielinski. Ein gelblicher Lichtstreifen taucht über der erdigbraunen dichten Strukturen auf. Ein Thema mit
Farbvariationen spielt Gerhard Hanemann in "Zeit für Veränderung" durch. Das Motiv von umtosten Felsen, Stein, Wasser, Brandung, Gischt variiert der Maler mal in silbrig-grau schimmernden Farben,
mal rötlich-braun mit Echtrostfarbe. Schemenhaft abstrahierte Figuren in einem Boot lassen in Monika Gebhardt-Korths expressivem Bild verschiedene Deutungen zu.
Im Porträt-Raum entdeckt man Ulrika Olivieris Bilder "Taufe". Die Malerin hat sich von Familienfotos aus den 50er und 60er Jahren inspirieren lassen und fragmentarische Ausschnitte daraus
raffiniert umgesetzt: etwa das Kind im Taufkleid oder eine Kinderhand, die nach dem Rock einer Dame greift. Neben ausdrucksstarken Menschenbildnissen sieht man realistische Pferdeporträts von
Rosa Maria Luna Briceno, die sich auf Pferdemalerei spezialisiert hat und den Charakter und die edle Schönheit dieser Tiere erfasst.
In der Kategorie Stillleben sind auch Blumensujets zu finden wie die maltechnisch brillanten, farbleuchtenden "Iris"-Gemälde von Marek Puk. Eine subtile Poesie geht von Waltraud Wuchners Aquarell
auf Bütten "Wilder Türkenbund" aus. "Der blaue Traum" nennt Elke Aurich ihre abstrakten Kompositionen, die aus dem Zusammenspiel von Blau und Schwarz, Strukturen, Flächen und impulsiver Gestik
eine faszinierende Wirkung beziehen. Durch alle Räume ziehen sich Skulpturen, darunter Hans-Peter Zöllins in kraftvollen Formen aus Lindenholz geschaffene Figur "Philina": eine sitzende
Mädchengestalt mit einem Vogel auf der Hand. Anmutig und geheimnisvoll wirkt der Sandsteinkopf "Anthromorphea" von Heike Stadler. Grazil, lebensecht und präzise in Proportion und Haltung sind die
Bronzefiguren von Manfred Schmid, die eine junge Frau in Jeans darstellen. Zum Nachdenken über unsere vermessene Welt regt Ulrich Wössners Installation "Vermessen" an, eine Konstruktion aus Holz,
Metall, Zollstöcken und gitterartigen Strukturen. Noch bis zum 7. Februar haben die Besucher Gelegenheit, ihr favorisiertes Werk für den von der Stadt Bad Säckingen gestifteten Publikumspreis des
Grand Salon zu wählen: Die Kunstfreunde haben die Wahl.
Ausstellung: in der Villa Berberich Bad Säckingen (Parkstraße 1), bis 21. Februar, Mittwoch, Donnerstag, Samstag, Sonntag, jeweils 14 bis 18 Uhr. Führung: 13. Februar, 15 Uhr.