Leben lernen

Die Erfahrung von Tod


Ich war so wahnsinnig traurig und verzweifelt darüber, dass jeder von uns allein sterben muss. Ich dachte darüber nach, dass man so viel im Leben teilen kann und man ganz nahe beisammen sein kann. Dann kommt irgendwann diese Todesschwelle, über die jeder Mensch trotzdem ganz alleine gehen muss. Dieser Gedanke macht mich so fertig und hilflos. Es fällt mir schwer, das alles zu akzeptieren, aber ich weiß, dass es so und nicht anders ist. Ich denke wieder viel an den Tod und ich finde es hart, in diesem Augenblick so völlig allein zu sein.
Der Tod stellt eine Schranke dar und mir scheint es grausam, dass Menschen sie einzeln durchschreiten  müssen. Ich versuche den Tod zu begreifen, aber es geht nicht. Ich beschäftige mich mit der Sage von Orpheus und Eurydike; Orpheus, der seine Liebste aus der Unterwelt zurückholen möchte. Diese Geschichte lässt mich nicht mehr los. Ich würde gerne dieses Unsagbare zu einem Bild formen… Ich fühle mich wie ein gefallener Engel. Keiner ist da mit dem ich reden kann. Meine Bildideen gewinnen jetzt in Form von Aquarellen an Gestalt. Zurzeit male ich intensiv und schreibe fast nichts mehr auf. Drei neue Ölbilder zum Thema Orpheus hatte ich nun bereits konzipiert. Ich malte häufig bis tief in die Nacht.“
 „Ich lernte nach dem plötzlichen Tod meines Mannes, ohne die Hilfe eines männlichen Beistandes  zurechtzukommen, zu kalkulieren, einen Computer zu bedienen und alles in allem unseren „ 5-köpfigen Familienbetrieb“ erfolgreich zu leiten. Ich schaffte es ebenso, freiberuflich ein klein wenig Fuß zu fassen. Es gab einen Auftrag für den Rowohlt Verlag, eine Buchumschlag Gestaltung und den Auftrag vom Kohlhammer Verlag für ein medizinisches Lehrbuch, hundert Zeichnungen anzufertigen. Die Arbeit an einem Ölbild auf der Staffelei neigte sich dem Ende zu. Ideen für etwas Neues schwebten mir vor. All dies ermutigte mich einigermaßen gelassen in die Zukunft zu blicken.