Zwischen Welten - Licht und Schatten


Assoziativ male ich das, was ich mit inneren Augen wahrnehme. Kristalline, kubistische Formen der Bildkompositionen beschreiben einen Moment, Ewigkeit, Einsamkeit. Euphorie begleitet meine Arbeit am Bild, die sich oft über Wochen hinzieht. Es gibt Phasen von Lähmung, Angst und Mutlosigkeit. So vieles ist bereits ausgedrückt worden. Was kann dem überhaupt noch hinzugefügt werden? Was bedeutet gegenständliche, zeitaufwendige Kunst im digitalen Zeitalter? Hat Malerei eigentlich noch Bedeutung für die Menschen? Antworten auf diese Fragen sind nötig, aber nie endgültig zufriedenstellend, denn dahinter verbergen sich weitere Fragen. Sobald ich an einem neuen Bild arbeite, vergesse ich jedes „wenn und aber“. Es ist wie das Eintauchen in eine Zwischenwelt, bestehend aus Farben, Formen und Ideen. Ich entwickle mein ureigenes Bild, ein Original. Spielerisch benutze ich Spiegelverzerrungen. Eine Person wird beispielsweise mit Abbildern konfrontiert, die dann etwas ganz Unerwartetes zeigen. Diese Selbstkonfrontation wirft Fragen auf: Wer bin ich? Was ist real? Was sind Träume? Was war? Was ist gegenwärtig und was wird sein? Als wiederkehrendes Thema beschäftigen mich die Fragen: Was bedeutet Existenz? Warum werden wir geboren, wenn wir doch sterben müssen? Ich sehe im Jungen das Alte und im Alten das Junge. Diese Wechselwirkung stellte ich sehr konkret dar: Bilder, in denen Lebensphasen vereint sind. Alles steht gleichberechtigt nebeneinander, so wie alles gleichzeitig passiert. „Focus“, ein Bild, das sich aus dreieckigen Leinwänden zu einem Sechseck zusammensetzt, beschreibt Traumfetzen. Die Pupillen der Augen bewegen sich im Schlaf.

 
Zwiefach sind die Phantasien, Sind ein Zauberschwesternpaar,
Sie erscheinen, singen, fliehen - Wesenlos und wunderbar.
Eine ist die himmelblaue, Die uns froh entgegenlacht;
Doch die andere ist die graue, Welche angst und bange macht.

Jene singt von lauter Rosen, Singt von Liebe und Genuß,     

 Diese stürzt den Hoffnungslosen von der Brücke in den Fluß.  

(Wilhelm Busch: Zauberschwestern)

 

In mir selbst wirken Zauberschwestern so wie Wilhelm Busch sie im Gedicht beschreibt.