Babara Ruda , Badische Zeitung vom 24.10.2011


ZUM ERSTEN, ZUM ZWEITEN, ZUM HELFEN

Marga Golz zeichnet derzeit viel mit Stift auf Papier.
LÖRRACH. Zwei Dutzend Künstler beteiligen sich an der Aktion "Zum Ersten, zum Zweiten, zum Helfen" zugunsten der BZ-Weihnachtshilfe. Sie stellen Arbeiten zur Verfügung, die am 19. November bei einer öffentlichen Veranstaltung in der Volksbank verkauft oder versteigert werden. Die BZ stellt in einer Serie die beteiligten Künstler vor, heute Marga Golz.
Knapp 30 Jahren ist es her, dass Marga Golz das Studium der freien Malerei in Kassel und Berlin beendete. Rückblickend habe sie es nie bereut, dass sie sich für den Beruf der Künstlerin entschieden hat. "Mir war damals durchaus bewusst, dass nur wenige Menschen von ihrer Kunst leben können. Doch als junger Mensch kannte ich noch keine Existenzangst", erläutert sie.
Ihre Eltern waren mit der Berufswahl der Tochter überhaupt nicht einverstanden. Ihre Unterstützung sagten sie nur deshalb zu, weil Marga Golz von Anfang an ein zweites berufliches Standbein ins Auge gefasst hatte. Parallel zur Kunst studierte sie Sozialpädagogik, weil sie der Bereich des Sozialen, vor allem Jugendkulturarbeit sehr interessierte. Auch um damit die Kosten ihres Lebensunterhaltes und Ateliers zu bestreiten, arbeitete sie in Berlin in Teilzeit mit Jugendlichen. Durch das Aufbaustudium der Kulturpädagogik an der Hochschule der Künste Berlin bekam ihr soziales Engagement weiteren frischen Wind. Mit Künstlern unterschiedlichster Sparten arbeitete sie in zahlreichen Projekten zusammen. Als Marga Golz im Jahr 1989 mit frisch gegründeter Familie nach Lörrach zog, stand zunächst der Nachwuchs im Vordergrund. Die Zeit für künstlerisches Wirken war zu dieser Zeit limitiert, vor allem auch, weil sie ihr behindertes Kind in zahlreiche Kliniken begleitete. Mit dem plötzlichen Herztod des Mannes 1994 wurde das Kunstschaffen im Atelier quasi zur Heimarbeit. Neben der Versorgung der Kinder musste sie alle möglichen Aufträge bewältigen: vom Ölbild bis zu Zeichnungen für ein medizinisches Lehrbuch.
Bereits seit etlichen Jahren hat die Künstlerin das Glück, in einem geräumigen Atelier, das in ihrem Wohnhaus integriert ist, zu arbeiten. Schön sei, dass sie die teilweise geruchsintensive Vorbereitung von Malflächen in den Garten oder in den Werkkeller verlegen könne. Bei ihren inzwischen erwachsenen Kindern gehen viele junge Menschen ein- und aus und werfen auch immer mal einen Blick in's Atelier. So kämen anregende Gespräche zustande.
Malen ist für Marga Golz stets ein Ringen um Ausdruck. Manchmal inspirieren sie Träume, innere Bilder, die an die Oberfläche stoßen und gemalt werden wollen. Sie legt großen Wert auf die Maltechnik. Einem Werk liegen in der Regel mehrere Skizzen zugrunde, an einem Ölbild arbeitet sie schichtenweise über einen langen Zeitraum. "Im Augenblick zeichne ich gerne mit Stiften und mit Kreide auf Papier. Es gibt so viel zu beobachten und zu sehen! Wie Licht und Schatten neue Formen und hinreißende Farbkompositionen entstehen lassen gefällt mir", erklärt sie. Ausschnitte, bei deren Betrachtung sich Eigendynamik entwickelt, fesseln sie. Als Künstlerin nimmt sie die Rolle des Betrachters ein und zeigt mittels Farbe und Form genau das, was sie sieht – auf das Wesentliche reduziert.
Das spiegelt sich in ihren Bildern mit den Hosenausschnitten wieder, die Marga Golz für die BZ-Aktion ausgewählt hat. Jeans haben für sie Kultcharakter, sind sie doch Teil der Alltagskultur und reflektieren ein Lebensgefühl von Lässigkeit und Freiheit. "Ich greife diesem Phänomen im wahrsten Sinne des Wortes in den Schritt", sagt sie augenzwinkernd. Als sie 2010 auf einer Ausstellung Zeichnungen von Jeansvorderansichten zeigte, wurde sie nach den Rückseiten gefragt. Und voilà: 2011 hat sie Hinterteile gezeichnet. Ein Schmunzeln darf diese Arbeiten begleiten. Wohnortnahe Ausstellungsbesuche zu ermöglichen, die Förderung von Kunst, die nicht auf dem Kunstmarkt etabliert ist – das sind Marga Golz wichtige Anliegen. Als weitere Triebfedern, mit gleichgesinnten Menschen der Region im Jahr 2004 den Verein Bildende Kunst Lörrach zu gründen, nennt sie Begegnungen mit Menschen und eine breite Öffentlichkeit für Kunst zu begeistern. Vorsitzende des VBK ist sie bis heute.