Grenzziehungen


Jahre rennen vorbei, wie schnell wechselnde Szenen eines Films.

Die Versorgung der Familie mit materiellem und seelischem Beistand, mit gut gemeintem aber genauso häufig auch nicht akzeptiertem Rat, nimmt immer noch einen großen Part meines Lebensalltages ein. Konflikte und Reibungsflächen gehören dazu. Der dringende Wunsch sich abzuschotten kommt auf, der Wunsch ganz für mich zu sein.


Für mein kreatives Arbeiten ist das Alleinsein unabdingbar.

 

Ich benötige die Abgrenzung vom Trubel, der bei einem Mehr-Personenhaushalt mit stetigen Besuchern gegeben ist. Ich gebe mir selbst immer wieder neue Strukturen, unterteile den Tages- und Wochenturnus in konkrete Abschnitte, in denen dies oder das erledigt werden soll. Kreativzeiten können mich vollständig mitreißen, es kommt vor, dass ich dann jegliches Zeitgefühl verliere. Ungeduld und Frust erfassen mich manchmal, wenn zahlreiche Entwürfe in der Schublade liegen, weil zur Verwirklichung gerade im Moment die Zeit und die Kraft fehlen oder wenn dann endlich Zeit zur Verfügung steht, fehlt mir das Feuer zur Umsetzung. Meinem Anspruch nach sollte vieles schneller gehen, doch in Wirklichkeit geht alles etwas langsamer. Es ist nicht gerade leicht, diese Gegebenheiten zu akzeptieren. Ich lerne Grenzen zu ziehen und Energien neu einzuteilen. Während ich früher vieles wie ein Schwamm aufsog, wehre ich heute eher ab, differenziere stärker, suche das für mich Wichtigste heraus. Nicht unbedingt jede Ausstellung oder Bewerbung erfordert meine Teilnahme, nicht jeder Kontakt muss neu geknüpft oder intensiviert werden.
Das Zusammensein mit der Familie, ein Abendessen zu zweit, ein Spaziergang, das Engagement im Kunstverein, dies alles ist mir sehr wichtig. Dann wieder steht das intensive Arbeiten an einem neuen Bild im Vordergrund.

Marga Golz, Lörrach 2007