Wiederfinden

Kurt Haug vor seinem Werk Julia Kneise iV (2014) in der Ausstellung des Kunstverein Hochrhein Kulturhaus Villa Berberich Bad Säckingen
Kurt Haug vor seinem Werk Julia Kneise iV (2014) in der Ausstellung des Kunstverein Hochrhein Kulturhaus Villa Berberich Bad Säckingen

Wiederfinden heißt für mich nicht im Alten verharren, sondern NEU kennenlernen

 

Vieles ist durch das Internet möglich geworden auch Recherchen, die für den Normalbürger früher unvorstellbar waren. Man fahndet, wird fündig und wird auch selbst aufgespürt. Neugierde, eine gewisse Hartnäckigkeit, ein wirkliches Interesse und Mut zur tatsächlichen Begegnung gehören dazu. So habe ich nach über 30 Jahren im letzten Winter meine beiden thailändischen Freundinnen wieder getroffen, 2 Schwestern - Zwillinge - eines mittlerweile verstorbenen Jugendfreundes. Nach etlichen Mails und Postkarten zwischen den Kontineten, folgte ich einer Einladung nach Chaingrai in Nordthailand, aufgeregt wie beim ersten Rendezvous. Ja, es war tatsächlich ein neues Kennenlernen. Unser halbes Leben lag nunmal dazwischen. Bei einem mehrwöchigen Aufenthalt durfte ich Kultur, Land und Menschen neu erfahren, erneut an ehemals besuchte Orte reisen, Veränderungen wahrnehmen, vieles wieder entdecken, Altes mit Neuem vergleichen. Die Welt ist nicht nur kleiner geworden, die Entwicklung ist rapide voran geschritten und ich selbst bin auch 30 Jahre älter geworden. Meine Sicht der Dinge hat sich  verändert.
Eine ebenso berührende Wiederbegegnung erfuhr ich vor etlichen Jahren mit meinem ehemaligen Kassler Kunstprofessor Kurt Haug in Eckernförde. Das Lehrer – Schülerinnen Verhältnis verlangte meinerseits nach einer Neudefinition. „Väter, Lehrer, Vorbilder“ mussten damals weichen, ein Bruch mit diesem „ganzen Kram" war für mich unabdingbar, damit ich mein eigenes Potential entwickeln konnte.

Die Betrachtung meines breitgefächerten Weges, der genommenen Entwicklung, all der Möglichkeiten, die ich rückblickend ausschöpfen durfte, einschließlich des Teilseins einer Malkasse bei Kurt Haug, ist von meiner jetzigen Warte aus betrachtet, aufschlussreich und spannend. Ich bin dankbar, dass ich all diese Chancen hatte. Ein junger Mensch braucht so viel Unterstützung, immer wieder Ermutigung, dann muss er sich freischwimmen!
Beiderseits ließen Kurt Haug und ich den wieder aufgenommenen Kontakt nicht mehr abreißen.
Intensive Begegnungen hatten wir im Zuge einer Ausstellung des Kunstverein Hochrhein: Kurt Haug „Figur und Vision“ im Kulturhaus Villa Berberich in Bad Säckingen.

Heute ist es für mich einfach schön, mich mit Kurt Haug über Malerei auszutauschen, über die eigenen Arbeiten zu sprechen und auch über gemeinsam Gesehenes bei Ausstellungsbesuchen in der Fondation Beyeler/Riehen (Paul Gauguin und Peter Doig) und dem Museum für Gegenwartskunst/Basel (Cézanne bis Richter).