1992 als ich ganz ohne Anhang nach Bern reiste, schrieb ich in mein Tagebuch: „Ich sitze im Café und denke an dich, liebster Mann, an euch zu Hause. Diese kleine Reise war eine gute Idee
von dir. Mir kommt es so vor wie im Traum (sitzend im Café Bellevue auf der Dachterrasse). Die Picasso Ausstellung war wunderbar!!! Vor allem zeichnete ich nach langer Zeit einmal wieder. Ich
traute mich, trotz der vielen Besucher, mein Skizzenbuch zu zücken, es war niemand da, der mich genervt hätte.
So Tage wie heute bräuchte ich häufiger, um wieder zu mir selbst zu finden. Momentan spüre ich, dass ich älter werde, dass die Zeit schneller vergeht und kriege ein bisschen Angst, dass ich noch
gar nichts geschafft habe. Ich fühle, wie das Leben vorbei geht und frage mich, ob alles richtig ist, so wie es ist und ob ich je wieder richtig zum Malen kommen werde.
Es gibt einfach Bilder, die kann, nein konnte, ein Picasso nicht erschaffen, einfach deshalb, weil er uns nur seine männliche Sicht der Dinge zeigen kann. Anders als er, kann und will ich nicht
bei persönlichen Beziehungen buchstäblich „über Leichen gehen“. Ich brauche ein Gleichgewicht zwischen allen meinen Lebenszielen.
„Ich fühlte mich erneut voller Kraft, alles Mögliche zu schaffen und hatte wieder damit angefangen, intensiv mit Ölfarben zu arbeiten. In einem großen Ölbild „Wenn er fällt...“, machte ich
die Lebenssituation mit einem behinderten Kind zum Thema - benannt, nach dem bekannten alten Kinderlied „Hoppe, hoppe Reiter, wenn er fällt, dann schreit er“. Im Haushalt erledigte ich das
Allernötigste. Es fiel mir manchmal sehr schwer, den Malprozess zu unterbrechen…Mittags, wenn die Kleinen - mit etwas Glück - parallel schliefen und wenn mein „Großer“ allein in seinem Zimmer
spielte, konnte ich ungestört weiter arbeiten.“