Barbara Ruda, Badische Zeitung, 25.10.2017
In der Tradition des Surrealismus
BZ-KUNSTA(U)KTION (3): Marga Golz setzt sich jeweils intensiv mit ihren Themen auseinander – etwa mit dem Trojanischen Pferd.
LÖRRACH. Mehr als 30 Künstlerinnen und Künstler aus der Region stellen wieder Arbeiten für die BZ-Kunsta(u)ktion zur Verfügung. Sie werden am 2. Dezember gezeigt und direkt verkauft oder
versteigert. Ein Teil des Erlöses geht wie gewohnt in die BZ-Weihnachtsaktion "Hilfe zum Helfen". Eine Serie stellt die beteiligten Künstler vor. Heute: Marga Golz.
Das Werk in der Auktion
Ihre ersten trojanischen Pferde hat Marga Golz bereits 2014 gemalt. Urplötzlich sei dieses Bild in ihr da gewesen, erzählt die Künstlerin. Zunächst fertigte sie einen Pferdekörper aus Pappmaché
als Modell, um ihn von allen Seiten zu betrachten und plastisch genau zu malen. Vor einem Trojaner als schädlicher Software, die heimlich auf Rechnern installiert wird, ohne dass der Nutzer es
merkt, hätten ja alle Angst, stellt Marga Golz fest. Das Vorbild aus der Mythologie ist bekannt: Das hölzerne trojanische Pferd mit Kriegern im Bauch wird vor den Toren Trojas platziert. Das
Unglück nimmt seinen Lauf, als die Bewohner Trojas allen Warnungen zum Trotz das Pferd in die Stadt schieben. Die feindlichen Bewaffneten öffnen nachts ihrem Heer das Tor, Trojas Schicksal nimmt
seinen Lauf.
In ihrem Bild spielt Marga Golz mit verschiedenen Deutungsebenen. Sie assoziiert Gefühle und Albträume wie Kriegsangst und Zerstörungswut ebenso wie Enttäuschung und Verlogenheit. "Es wird da
etwas geschenkt, das jedoch dem Geber zuallererst gut tut. In meinem Bild sieht man keinen einzigen Krieger. Es klafft lediglich ein schwarzes Loch im Pferdebauch, und das saugt einen förmlich
an", sagt die Künstlerin. Es könne sich auch um eine Verletzung handeln, einen Durchschuss oder Stoß. Genauso gut könne es aber auch etwas sein, das aufreißt, eine Explosion. Das Pferd sehe
eigentlich harmlos aus: ein simples Spielgerät, das auf einem klapprigen Wägelchen aus Holz steht. Grob zusammengezimmert präsentiert es sich insgesamt als Kreatur mit klaffender Wunde.
Einordnung in das Oeuvre
Marga Golz sieht den Menschen als Kreatur, die inmitten einer sich atemlos verändernden multiplexen Gesellschaft von positiven wie negativen Gefühlen zu guten und erschreckenden Handlungen
getrieben wird. Aus dieser Sichtweise entstehen Bildideen, die sie mit realistischer und surrealer Malweise umsetzt. Die Künstlerin zeigt häufig symbolhaft die e Unbeständigkeit des Lebens auf
dieser Erde. Kunst zu machen ist für sie immer Erspüren und bildliches Darstellen über eine rationale Verarbeitung von Beobachtetem hinaus. Die Bilder, die sie entwickelt und gestaltet, kommen
wie Luftblasen aus der Tiefe an die Oberfläche, manchmal langsam, manchmal eruptionsartig. Meistens beschäftigt sich Golz über einen längeren Zeitraum mit einem Motiv oder Themenkreis.
Ausgangspunkte können Begebenheiten oder Fundstücke sein. Träume spielen für Marga Golz und ihre Kreativität eine große Rolle. Sie arbeitet sie in manche Bilder mit ein. Insofern sieht sie sich
in der Tradition des Surrealismus. "Es ist mir wichtig, das Dargestellte gut durchzuarbeiten", erklärt sie. Daher lege sie großen Wert auf die Maltechnik. Werke wie Ölbilder in Schichttechnik
entstehen über einen längeren Zeitraum.
Biografie
1957 wurde Marga Golz in Borken/Westfalen geboren, wuchs im dortigen Dreiländereck auf und absolvierte ein abgeschlossenes Doppelstudium der Freien Malerei und der Sozialpädagogik an der
Universität Kassel. Ein zweijähriges Studium der Kunst und Kultur in der thailändischen Hauptstadt Bangkok und ein dreijähriges Studium der Kunst- und Kulturwissenschaften in Berlin hängte sie
an. Seit 1989 lebt sie als freischaffende Malerin in Lörrach und gründete 2004 gemeinsam mit anderen Kunstinteressierten den Verein Bildende Kunst Lörrach, dessen Vorsitzende sie seitdem
ist.
Die Auktion aus persönlicher Sicht
Von Beginn an ist Marga Golz bei der Auktion mit dabei und unterstützt sie. "Es ist ja lediglich ein kleiner Beitrag, den wir als Kunstschaffende zu geben vermögen, dennoch finde ich den
Wirkungsgrad beachtlich", sagt sie. Es sei toll, wie auch die Öffentlichkeit die Veranstaltung aufnehme. Vor der Versteigerung tue es ihr gut, die zahlreichen Besucherströme am Veranstaltungsort
zu erleben. "Ich freue mich darüber, dass so viele Künstlerkolleginnen und -kollegen jedes Mal dabei sind und finde das Engagement der Organisatoren beachtlich. Am Abend der Versteigerung habe
ich jedoch in den vergangenen Jahren ein Engagement von Vertretern der Stadt Lörrach vermisst. Ich finde, an dieser Stelle sollte der ehemals vorhandene Ankaufetat für bildende Kunst wiederbelebt
werden."
Was sie gerade beschäftigt
Marga Golz’ kreative Vision ist eine Malerei, die sowohl Schärfe als auch Unschärfe enthält, die fest und flüssig, ernst und ironisch, entlarvend und gleichzeitig sinnlich ist. Momentan malt sie
Zuckertöpfe – stellvertretend für die ganze Süße des Lebens. Sie plant ihre Einzelausstellung mit dem Verein Haus Salmegg unter dem Titel "Preussisch Blau und Grüne Erde", die vom 14. Januar bis
25. Februar 2018 in Rheinfelden stattfindet. Bei der Vorbereitung hat sie für 2018 Kalender mit Bildmotiven unter dem Motto "Struktur und Natur" erstellt. Der BZ-Auktion stellt sie erneut 30
Stück zur Verfügung.
Von Marga Golz in der Aktion: Trojanisches Pferd 4, mix media auf Papier, 40 x 30 cm, Mindestgebot 100 Euro