Jochen Fillisch, der Sonntag, Kultur in der Region, 5.Juni 2005

 

Die höchste Transparenz

 

Im Leben und in den Bildern: Die Malerin Marga Golz setzt auf Kommunikation

…Zu keiner Zeit waren Menschen besser dazu befähigt, sich zu verständigen. Und zu keiner Zeit waren sie offenbar weniger in der Lage, sich gegenseitig zu verstehen. Genau in diesem Spannungsfeld bewegt sich die Lörracher Malerin Marga Golz mit ihrer Ausstellung „Kommunikation“. Sieh das Unaussprechliche“, die im Hertener St. Josefshaus zu sehen ist.

Kommunikation. Für Marga Golz hat dieses Wort eine besondere Bedeutung. Einer ihrer Söhne ist stumm, die Verständigung funktioniert trotzdem. Der Junge besucht die Karl-Rolfus-Schule am Josefshaus und deshalb soll auch der Erlös der Ausstellung dieser Schule zugute kommen. Gegenseitiges Verstehen ist in ihrer Familie von zentraler Bedeutung. Ihr Mann starb mit 37 Jahren, sie blieb allein mit vier Kindern. Ohne Organisation und Kommunikation wäre sie verloren gewesen. Zum Glück konnte Marga Golz ihr Haus und damit auch ihr Atelier behalten, konnte malen. Nicht immer wurde sie ernst genommen. „Als Frau mit Kindern wird man oft in die Schublade Hobbymalerin gesteckt“, sagt sie. Doch sie war es gewohnt zu kämpfen. Ihr Vater, der westfälische Schreiner, wollte seine Tochter nicht Kunst studieren lassen – obwohl sie schon mit 16 wusste, dass sie Malerin werden wollte. Die beiden einigten sich auf ein Doppelstudium als Kompromiß: Kunst und Sozialpädagogik in Kassel. Marga Golz blieb bei der Kunst, bildete sich zunächst ein Jahr in Bangkok weiter, dann in Berlin an der Hochschule der Künste. In der Hauptstadt lernte sie ihren Mann kennen, mit dem sie vor 16 Jahren nach Lörrach ging.

Kommunikation. In der Gruppe muß sie funktionieren und wenn sie das tut, ist das gut für alle Mitglieder der Gruppe. Wer als Künstler nicht das Glück hat, einen Galeristen zu finden, kommt in der Gruppe voran.

So schloß sich Marga Golz der Künstlergruppe H'ART um Klaus Kipfmüller an, später wirkte sie bei „Quattro+“ mit. „Der Austausch mit anderen Künstlern macht mir viel Freude, man lernt einfach sehr viel dazu“, ist die Malerein überzeugt.
Und das Gründungsmitglied des Vereins Bildende Kunst engagiert sich gemeinsam mit anderen für kulturelle Belange in Lörrach und der Region.

 

Kommunikation. „Jedes Bild ist Kommunikation“, sagt Marga Golz. Nach innen und nach außen. In ihren Bildern spielt immer wieder das Motiv des Paares eine Rolle… die Hertener Ausstellung bewegt sich in diesem Themenkreis. Wobei der Kubismus, der bevorzugte Stil der Malerin, geradezu in idealer Weise dazu geeignet ist, die Auseinandersetzung zwischen Mann und Frau ins Bild zu setzen. Kaleidoskopartig versetzt, lassen die einzelnen Bildelemente unterschiedlichste Deutungen zu, die eingefrorenen Bewegungen können in jedwede Richtung fortgeführt werden. Andere Bilder wiederum sind spielerisch, vereinen Phantasie, Träume, Theater und Tod.

Kommunikation. „Jeder hat eine andere Vorstellung davon, was ein Künstler mit seinen Bildern erreichen will“, weiß Marga Golz. „Für mich ist es wichtig, dass der Betrachter im Bild spazieren geht und selbst etwas entdeckt.“ …

Kommunikation. Die Vernissage ist der Antriebsmotor jeder Ausstellung. Dort wird viel und nichts geredet, hinterher spricht vielleicht niemand mehr über die Bilder und das Ausstellungsthema. Dem beugt Marga Golz vor: Am Freitag, 10.Juni, um 20 Uhr findet in der Ausstellung ein Gespräch zum Thema „Kann Kommunikation gelingen?“ statt. Experten in Sachen Kommunikation werden sich austauschen: Künstler, eine Familientherapeutin, ein Psychologie, und Schauspieler, ein Sonderschullehrer, ein Philosoph, ein Journalist. Ob diese Kommunikation gelingt?

 

Marga Golz: Kommunikation. Sieh das unaussprechliche. St. Josefshaus Herten, bis 5. August. Geöffnet täglich von 9 bis 17 Uhr