Licht und Farbe


 

Ich hatte mir ein Sachbuch über die Sonne und das Planetensystem gekauft, doch es lag lange verschlossen und ungelesen herum. Die reelle Sonne im Dreiländergarten in Weil am Rhein spürte ich warm und angenehm auf der Haut. Ich schloss meine Augen und alles wurde orange. Das Licht war immer noch da, selbst bei geschlossenen Augen. Dieses Wochenende führte ich eine blinde Frau durch die Holzkuben unserer Zeitausstellung. Sie hat niemals in ihrem Leben Licht und Farben sehen dürfen. Plötzlich fiel mir die Stehlampe im Wohnzimmer meiner Oma wieder ein, deren warmes gedämpftes Gelb mich häufig trostvoll umfing. Ich erinnere mich schemenhaft an die Gespräche der Erwachsenen, die ich als kleines Mädchen aufschnappte. Sie unterhielten sich über die Erfindung des Farbfernsehens. So ein Gerät zu besitzen war damals noch etwas ganz besonderes. Ich wurde meistens früh bei meiner Oma zu Bett geschickt und beim Einschlafen sah ich vor meinen inneren Augen  farbige Bilder, die sich bewegten. Manchmal kamen diese Bilder aus meinen Bilderbüchern heraus. Ich erinnere mich an farbige Träume, manchmal wachte ich nachts angstvoll und wollte dann das Licht einschalten. Fand ich endlich den Schalter, so funktionierte das Licht nicht und ich blieb weiter in meinem Träumen gefangen…August, Lörrach 2004