Schiff im Sturm, 2025, Ölfarbe auf Leinwand, 80x100
In meiner Heimatstadt Lörrach entwickelte sich ab 1881 eine der weltweit größten Schokoladenfabriken. Das damals außerhalb der Stadt gelegene Gebäude einer ehemaligen Seidenweberei in der Brombacher Straße wurde durch die Firma Suchard erworben und erweitert. Am geplanten Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes der ehemaligen Schokoladenfabrik hat sich aktuell eine Diskussion entzündet. Der Lörracher Museumsverein macht auf die Bedeutung dieses Zeugnisses der Lörracher Industriekultur aufmerksam und setzt sich für den konstruktiven Umgang mit diesem wichtigen historischen Erbe ein.
Ich beschäftige mich als Malerin des Surrealen auf meine eigene Art mit dem Gebäude und seiner Hintergrundgeschichte. In meinem Ölbild „Schiff im Sturm“ verschmelze ich das Gebäude mit dem markanten Türmchen mit einem Ozeandampfer, der in Seenot geraten ist. Ein dunkel bewölkter Himmel und eine stürmische See drohen dieses „Gebäudeschiff“, das ich in meiner Fantasie konstruiert habe, kentern zu lassen. Der langgestreckte, hintere Gebäudeteil wird bereits von hoch aufgetürmten Wassermassen und aufschäumender Gicht verschlungen. Das Schiff droht sich aufzulösen und zu versinken. Ein Tau schaukelt lose in den peitschenden Wellen.
Ein Industriezeitalter ist untergegangen. Neues ist entstanden. Gleichwohl beschäftigen uns zurückliegende Katastrophen. Lernen wir daraus? Immer noch faszinieren Bilder und Filme über den Untergang der Titanic. Warum ist das so? Möglicherweise ist es die Schaulust am Morbiden. Ich klammere mich da nicht aus: Denn einige meiner Werke zelebrieren geradezu das Kaputte, die Zerstörung, die Vergänglichkeit und das Unheimliche. Mir scheint unser heutiges Zeitalter, in welchem auf so vielen Ebenen Neues und zukunftsträchtiges entstanden ist und entsteht, ein unsicheres, ein ziemlich aus der Balance geratenes Zeitalter zu sein. Ich habe ein Boot ohne Menschen gemalt und dennoch ist es manchmal so, als befinde sich die heutige Welt mitten im Sturm.