Anfangs des Jahres führte mich eine 4-wöchige Reise nach 27 Jahren zurück nach Thailand. Ich traf alte Freunde wieder, die ich seitdem nicht mehr gesehen hatte. Wir tauschten gemeinsame Erinnerungen aus und fanden neue Anknüpfungspunkte.
Rückblenden treffen mich auch in anderen Fällen unvorbereitet. Damit einhergehende positive und negative Gefühle kommen hoch, verursachen aus heiterem Himmel eine dünne Haut. Die Wucht der
Gleichzeitigkeit des „Hier und Jetzt“ und dem „Früher“, dem, was die Vergangenheit ausgemacht hat, trifft mich ins Mark. Es sind sowohl Erinnerungsfetzen als auch Beobachtungen an mir selbst, die
sich vermischen und schließlich in der Frage münden: Was macht eine Person aus?
In den heran wachsenden Kindern entdecke ich Züge von mir selbst. Plötzlich sind Empfindungen wieder da, wie ich sie damals durchlebt hatte. Meine Mutter vergisst in ihrer fortschreitenden Demenz
mehr und mehr. Ihr Kreis wird immer kleiner. Erinnerungen verblassen.
Malend versuche ich dieses - von Ängsten begleiteten - Wechselspiels von Gefühlen zu bewältigen. Und wo bleiben all die Erinnerungen, wenn ein Mensch gestorben ist? Weder die christliche Religion
noch fernöstliche Vorstellungen von Wiedergeburt und Erleuchtung vermögen es, mir akzeptable Antworten zu geben. Marga Golz, März 2010