Ich hatte im Sommer 1984 endlich mit meiner Jobsuche Erfolg gehabt: Im pädagogischen Bereich einer Berliner Gesamtschule fand ich eine Stelle, die wie für mich geschaffen war: Halbtags verbrachte
ich nun den Tag mit Schülern, die zweite Hälfte des Tages gehörte meiner Malerei. Eigentlich verbrachte ich auch meine Abende und manche Nacht mit Pinseln und Farbtuben. Dann kam mein Freund und
späterer Ehemann Hermann dazwischen! Oft hat er mich inmitten von Farbtöpfen erlebt…
Ich erinnere mich an ein spezielles Gespräch mit Hermann, abends in einer Kneipe am Nollendorfplatz: Zunächst legte ich ihm meine Einstellung zur Empfängnisverhütung dar. Darauf teilte ich ihm
mit, dass ich sowieso nie heiraten würde und mir nicht vorstellen könnte, Kinder in die Welt zu setzen. Ich sagte ihm, dass die Malerei mir alles bedeuten würde und meine Bilder seien meine
Kinder.
Damals wussten wir beide noch nicht, dass wir einmal vier gemeinsame Kinder in die Welt setzen würden…
Während dieser Zeit malte ich ein großformatiges Ölbild, dessen Schlüsselfigur die kleine Seejungfrau nach einem Andersen Märchen war. Die Andersen Geschichte erzählt über das Weiterleben der
Seejungfrau als menschliches Wesen: Nachdem sie ihren Fischschwanz verloren hatte, war ihr bei jedem Schritt, als liefe sie auf spitzen Messern. Die kleine Meerjungfrau bejahrte die Verletzungen
ihres eigenen Körpers, um die ewige Liebe eines Prinzen zu erringen. Ich machte mir über die Illusionen von der großen Liebe Gedanken und ich grübelte über die häufige Selbstaufgabe von Frauen
nach.“
„In Berlin Schöneberg traf ich mich regelmäßig mit sehr unterschiedlichen und etwas ausgefallenen Menschen in einer selbst organisierten Portraitzeichengruppe. Dort hatte ich meine
langjährige Freundin Barbara Hanke, die damals noch als Grafikerin bei der „TAZ“ arbeitete kennen gelernt. Hermann erklärte sich bereit, für unsere Gruppe Modell zu sitzen… an einem dieser Abende
entstanden wunderschöne Zeichnungen von ihm.