1994 nach dem Tod meines Mannes schrieb ich im November:
„Eine Herausforderung während der Ferien mit den Kindern, bestand für mich darin, abends ganz allein bei Sonnenuntergang ans Meer zu wandern. Ich stellte mich dort in den Wind und ich stellte
mich damit gleichzeitig meinen innersten Gefühlen. Es war alles so furchtbar leer: Die Weite des Meeres, der unendliche Horizont, dieser ewige Himmel. Dort war alles ein großes Nichts. Alles war
weg. Meine Existenz wurde beängstigend bedeutungslos…
Nach Hermanns Tod waren die Kinder und meine Fassungslosigkeit übrig geblieben. Ich versuchte die Anregungen von Hermanns Freund und ehemaligem Arbeitskollegen Thomas Waßmer aufzugreifen und begann mit neuen Bildentwürfen. Vielleicht kam ja eine gescheite Leinwand dabei heraus. Die Malerei wurde während dieser Zeit für mich zum Geländer meines Lebens.
In Berlin hatten meinen Mann Tunnel und Treppen, die irgendwohin scheinbar ins Leere führte, fasziniert. Er fotografierte die Wege, die ins Nichts führten. Nach seinem Tod fühlte ich mich wie ein einziger riesengroßer schwarzer Tunnel. Mir fehlte mein Mann so sehr: Geistig und körperlich.
Ich fühlte mich wie amputiert. Ich war nicht der Ansicht wie der Maler Adolph Menzel, dass die körperliche Liebe der Kunst generell die Energien abgräbt. Eher glaubte ich an das Gegenteil: Kunst kann aus ALLEM entstehen. Die Ehrlichkeit den eigenen Gefühlen gegenüber ist das Entscheidende.“